Text: Jana Haver
Das Graduiertenkolleg des TRR 318 strukturiert die Weiterbildung von Doktorand*innen und Postdoktorand*innen. Ricarda Kurock ist Mitarbeiterin der Research Training Group (RTG). Im Interview spricht sie über Angebote, Ziele und Erfolge des Qualifizierungsprogramms. Ein Schlüsselelement für sie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Welches Ziel verfolgt das Graduiertenkolleg im Transregio?
Ricarda Kurock: Unser Ziel ist die Weiterbildung von Wissenschaftler*innen, die sich mit dem TRR 318 assoziieren oder dort angestellt sind. Wir unterstützen Doktorand*innen und Postdocs in ihrer Forschung, indem unsere Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen zum einen ein vertieftes Verständnis für die einzelnen Disziplinen erlangen und zum anderen in ihren Handlungskompetenzen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden.
Wie spiegelt sich diese Interdisziplinarität in der RTG wider?
Ricarda Kurock: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unsere Grundstruktur, nicht einfach ein Add-on. Unsere Wissenschaftler*innen kommen aus ganz verschiedenen Disziplinen (von Linguistik über Psychologie bis zur Informatik) und arbeiten eng zusammen. Interdisziplinarität kann sehr befruchtend sein, zum Beispiel, wenn Theorien oder Methoden aus verschiedenen Perspektiven zusammengebracht werden. Interdisziplinarität bietet viele Chancen, birgt aber auch Herausforderungen. Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen über einen Baum unterhalten und die eine Person denkt an einen Nadelbaum und die andere Person an einen Laubbaum, das aber nicht kommuniziert wird, kann das ganz schnell zu Missverständnissen führen - das passiert manchmal auch, wenn unterschiedliche Disziplinen zusammentreffen. Deshalb ist es für uns sehr wichtig, die Wissenschaftler*innen in den frühen Förderphasen in solchen Prozessen zu stärken.
Wie ist die Research Training Group des Transregio aufgebaut und welche Angebote gibt es?
Ricarda Kurock: Grundlegend ist ein Workshopprogramm, in dem wissenschaftliche, persönliche und berufsbezogene Kompetenzen gefördert werden. Darüber hinaus bieten wir verschiede Events und Beratungsangebote an. Besonders beliebt sind unsere Writing-Days und Retreats, mit denen ein gemeinsamer Raum für akademisches Schreiben geschaffen wird, der durch unsere Schreibberaterin, Andrea Karsten, strukturiert wird. Außerdem geht es uns um die individuelle Betreuung der Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen im TRR. Wir führen jährlich Entwicklungsgespräche mit unseren Doktorand*innen und schauen gemeinsam auf die Zusammenarbeit im TRR und die persönliche Entwicklung. Darüber hinaus gibt es Mentoring- und Networking-Angebote. Eine weitere Aufgabe der RTG ist die finanzielle und soziale Unterstützung, beispielsweise bei Gastaufenthalten im Ausland.
Sie sprechen von Netzwerken, die die Nachwuchswissenschaftler*innen aufbauen und nutzen können. Was genau ist damit gemeint?
Ricarda Kurock: Ziel des Graduiertenkollegs ist es, eine eng verbundene Praxisgemeinschaft aufzubauen. Das Netzwerken steht im Mittpunkt – untereinander, aber auch extern. Die Wissenschaftler*innen in frühen Förderphasen kommen aus verschiedenen Disziplinen und Projekten in der RTG zusammen und können sich austauschen. Es gibt aber auch externen Input. Wir haben ein regelmäßiges Format, zu dem wir verschiedene Personen zu bestimmten Themen eingeladen haben, zum Beispiel ehemalige Wissenschaftler*innen, die nun außerhalb der Wissenschaft tätig sind. Dadurch wollen wir Möglichkeiten für verschiedene Werdegänge aufzeigen. Auch Berichte über Auslandserfahrungen sind beliebt. Beispielsweise haben wir eine Junior-Professorin eingeladen, die von ihren Arbeitserfahrungen im amerikanischen Raum berichtet und Fragen dazu beantwortet hat.
Inwieweit haben die Nachwuchswissenschaftler*innen auch die Möglichkeit selbst Auslandserfahrung zu sammeln?
Ricarda Kurock: Wir fördern beispielsweise Auslandsaufenthalte. Bislang hatten etwa 15 Personen schon einen Forschungsaufenthalt im Ausland - von Kopenhagen bis Australien. Zudem unterstützen wir Doktorand*innen, die den Transregio gerne besuchen möchten. Wir hatten bereits Gäste aus Deutschland, Italien, Polen und den Niederlanden.
Wie erfolgreich ist die RTG? Wie viele Wissenschaftler*innen wurden ausgebildet?
Ricarda Kurock: Gerade sind die meisten Doktorand*innen im Endspurt; wer wann fertig wird, können wir noch nicht sagen. Wir haben unser Programm durchgehend evaluiert, um unsere Angebote bestmöglich zu gestalten. Besonders beliebt sind unsere Writing-Retreats. Hier fährt eine Gruppe von Wissenschaftler*innen in der frühen Förderphase in ein Hotel, um dort betreut zu schreiben und an ihren jeweiligen Projekten zu arbeiten. Durch die Strukturierung und das gemeinsame Setting wird den Teilnehmenden auch Autonomie gewährt und sie werden sozial eingebunden, was sehr motivierend ist. Die Forschenden werden nicht nur beim Schreiben unterstützt, sondern sprechen auch miteinander und tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus. Solche Retreats sind auch in den kommenden Monaten eingeplant.
Mit welchen Fähigkeiten und Skills schließen Doktorand*innen - unabhängig von der inhaltlichen Arbeit - Ihre Promotion an der RTG ab?
Ricarda Kurock: Die größte Stärke liegt tatsächlich auf dem interdisziplinären Austausch. Es kommen verschiedene Perspektiven und methodische Zugänge zusammen. Es werden Konzepte diskutiert und weiterentwickelt in einer Art, die ohne diese Perspektivwechsel so nicht möglich wäre. Auch die methodischen Zugänge sind oft sehr unterschiedlich. Einfach weil man durchgehend dazu angehalten wird, miteinander zu kommunizieren, seine eigene Sichtweise zu kommunizieren, aber auch Toleranz gegenüber der anderen Sichtweise zu entwickeln und Kompromisse zu schließen. Ich glaube, das ist ein großer Mehrwert. Da wir über die englische Sprache kommunizieren, sind das natürlich auch Skills für den internationalen Arbeitsmarkt.
Wie können Interessierte Teil des Graduiertenkollegs werden?
Ricarda Kurock: Die Wissenschaftler*innen, die im TRR 318 angestellt sind und der frühen Förderphase angehören, also Doktorand*innen und Postdoktorand*innen, sind automatisch Teil der RTG. Aber auch externe Doktorand*innen oder Student*innen können sich bewerben, sofern sie zu einem TRR-bezogenen Thema forschen. Alle Informationen zur Bewerbung befinden sich auf unserer Webseite (https://trr318.uni-paderborn.de/integriertes-graduiertenkolleg).
Wie geht es mit der RTG in der nächsten Förderphase weiter?
Ricarda Kurock: Wir hoffen, dass es mit der RTG und auch insgesamt mit dem TRR 318 in eine zweite Förderphase geht. Wir haben anfangs sehr viel Erfahrung gesammelt und konnten einige Aspekte noch sehr gut optimieren. Deswegen würden wir gerne weitermachen und unser erworbenes Wissen einbringen sowie das entstandene Netzwerk weiter ausbauen.
Was bedeutet für Sie persönlich die RTG und ihre Arbeit dort?
Ricarda Kurock: Ich bin jetzt seit ungefähr zwei Jahren in der RTG. Ich mache aktuell eine Weiterbildung zur systemischen Beraterin. Beratung braucht immer ein bisschen Beziehungsarbeit und dementsprechend hat es etwas gedauert, die Mitglieder kennenzulernen und ihre Bedürfnisse einzuschätzen. Mittlerweile klappt das aber sehr gut. Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß und ich finde es toll zu sehen, wie unsere Angebote angenommen werden und sich die Wissenschaftler*innen entwickeln. Ich freue mich, sie dabei unterstützen zu dürfen.
Hinweis: Dieser Artikel stammt aus der TRR 318-Broschüre vom Sommer 2025.