Ihre Fragen zu Künstlicher Intelligenz können Sie hier stellen. Weiter unten finden Sie die bisherigen Fragen, die bislang eingegangen sind und von Forschenden des TRR 318 beantwortet wurden.
Antworten
"KI kann sicherlich eine Reihe von Aufgaben beschleunigen, speziell auch in Bereichen wie dem Verlagswesen. Wo neue Inhalte geschaffen werden oder Entscheidungen getroffen werden, die Menschen betreffen, sollte KI den Menschen aber sicherlich nicht ersetzen, das heißt, die Kontrolle sollte beim Menschen bleiben. Vielmehr eignet sich KI oft hervorragend zur Unterstützung oder Vorbereitung menschlicher Tätigkeiten, etwa der Erstellung von Textentwürfen oder Rahmentexten, die dann vom Menschen überprüft, konkretisiert und mit Leben gefüllt werden. Das kann eine Änderung von Arbeitsprozessen und insbesondere von Optimierungsprozessen nach sich ziehen. So macht KI andere Arten von Fehlern als Menschen, die zum Beispiel auch Urheberrecht und Datenschutz betreffen können. Für diese Fehler müssen Menschen wieder neu eine Intuition entwickeln, was gerade am Anfang auch mal mehr Arbeit machen kann. Am Ende wird sich der Nutzen von sinnvoll eingesetzter KI jedoch bestimmt oft rentieren."
"KI-Technologien wie Midjourney und ChatGPT können inzwischen Bilder und Texte auf Basis von Anweisungen generieren, die von menschlichen Werken kaum zu unterscheiden sind. Im Fall von Bildern ist gerade dort, wo diese vornehmlich unterstützend eingesetzt werden, davon auszugehen, dass zunehmend auf KI zurückgegriffen wird. Dadurch können unter anderem passgenaue Illustationen erstellt und Copyright-Probleme oft vermieden werden. Bei Texten sind zum Beispiel die Erstellung von wiederkehrenden Dokumentarten, die Zusammenfassung von Inhalten oder deren Stilanpassung Tätigkeiten, wo KI extrem viel Zeit sparen kann. Bei beiden gilt aber: Sobald ein ganz bestimmter (zum Beispiel tagesaktueller) Inhalt dargestellt oder eine bestimmte Qualität garantiert werden soll, ist menschliches Handanlegen weiterhin nötig. Eine Gefahr, die bei KI in diesem Zusammenhang aufkommt, ist deren Missbrauch für Manipulation und Fehlinformation, da sich die generierten Bilder und Texte kaum von echten unterscheiden lassen. Darauf sind wir als Gesellschaft noch schlecht vorbereitet; wir müssen neu lernen, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen zu bewerten."
"KI kann zunehmend Tätigkeiten teil- oder vollautomasieren, bei denen wir bislang angenommen haben, dass sie menschliche Fähigkeiten oder Intelligenz erfordern. Gerade Tätigkeiten, die im wesentlichen wiederkehrender Natur sind, lassen sich in vielen Fällen mittels KI durchführen, selbst wenn die konkreten Inhalte oder Informationen dabei neu sind. Durch die Automatisierung werden wir uns vielen Aufgaben widmen können, die bisher oft zu aufwändig waren (z.B. das Geben von individuellem Feedback in der Bildung), und Lösungen für Probleme finden, die bisher zu schwer erschienen (z.B. die Früherkennung und -prävention von Krebs). Allerdings geht mit der Automatisierung vermutlich auch eine Verdichtung der Arbeit einher. Tätigkeiten, für die wir bislang viel Zeit eingeplant haben, sind nun im Handumdrehen gelöst; dadurch wird unsere täglich Arbeit in Zukunft vermutlich deutlich mehr Tätigkeiten umfassen, was anstrengend sein kann.
Auch für unsere Gesellschaft birgt KI große Chancen genauso wie Herausforderungen. KI kann uns helfen Lösungen für den Klimawandel und für bislang unheilbare Krankheiten zu finden und sie kann prinzipiell alle Menschen dabei miteinbeziehen. Gerade Ihr Missbrauch verursacht aber ernstzunehmende Gefahren, etwa bei der individualisierten Manipulation und -Fehlinformation in den sozialen Medien, der Massenüberwachung oder autonomen Waffensystemen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen einen verantwortungsvollen Umgang mit KI lernen und praktizieren, damit sie am Ende zum Nutzen aller ist. Es ist zu hoffen, dass dies durch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen gelingt."
"Die Frage ist sehr reich an Voraussetzungen. Der erste Frageteil betrifft das 'sich kaputt Machens', das ist natürlich sehr subjektiv. Objektiv ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von 42,8 Stunden 1965 um acht Stunden auf 34,7 Stunden in 2022 gesunken. Ein wesentlicher Treiber des Sinkens der Arbeitszeit ist technischer Fortschritt, der zu einer höheren Produktivität pro Stunde führt. Interessant ist, dass die subjektiv empfundene Arbeitsbelastung und der empfundene Stress über die Zeit gleichzeitig nahezu konstant blieben. Die Ursachen dafür sind sicher multifaktoriell, Technostress könnte eine Ursache sein.
Der zweite Teil der Frage ist, ob künstliche Intelligenz die Lösung habe. Auch das kann man so einfach nicht sagen, denn natürlich können KI bestimmte Aufgabenteile übernehmen, aber selten komplette Arbeitsplätze. Gleichzeitig schafft KI Aufwand für die Beschäftigten, denn die Technik muss geschaffen und überwacht werden, In- und Outputs müssen überwacht werden. Daher ist eher nicht damit zu rechnen, dass menschliche Arbeit überflüssig wird, eher damit, dass sich Berufsbilder verändern. Wenn KI gut eingesetzt wird, dann kann sie vielleicht die notwendige Wochenarbeitszeit weiter reduzieren, allerdings bleibt es subjektiv, ob die Arbeit dann auch 'weniger kaputt macht'."
"Die KI ist eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise haben wird, wie Sozialität verstanden und praktiziert wird. Aber dies ist nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht. In der Vergangenheit hat unsere Gesellschaft die Auswirkungen anderer radikaler Innovationen verarbeitet, wie vor allem die Schrift, die es uns seit Jahrtausenden ermöglicht, miteinander zu kommunizieren, ohne einen Menschen vor uns zu haben. In schriftlicher Form kommunizieren wir mit räumlich und zeitlich weit entfernten Menschen, die uns vielleicht unbekannt oder sogar anonym sind. Wie heute, wurde es damals befürchtet, dass dies zum Ende der Sozialität führen würde - während die Erfahrung gezeigt hat, dass sich komplexere und artikuliertere Formen der Sozialität entwickelt haben."
- Prof. Dr. Elena Esposito, Projektleiterin B01
"Der nicht unumstrittene deutsche Philosoph Martin Heidegger sagte einmal über Technik: Wo die Gefahr (der Technik) liegt, wächst auch die rettende Kraft. Die vorherrschende Meinung über KI ist die so genannte „instrumentelle Sicht“: KI ist nur ein Werkzeug, das uns bei der Verwirklichung menschlicher Ziele helfen kann, zum Beispiel bei der Heilung neuer Krankheiten. Aber KI ist, wie andere Technologien auch, ein zweischneidiges Phänomen, sowohl ein Gift als auch ein Heilmittel. Als Gift kann die KI das soziale Gefüge bedrohen. Sie kann den öffentlichen Diskurs mit Fake News und Fehlinformationen infizieren, sie kann von bösen Akteuren als Waffe eingesetzt werden, um demokratische Prozesse zu untergraben, und sie kann die Aufmerksamkeit der Menschen von dringenden sozialen und politischen Problemen ablenken.
Ist KI also der Anfang vom Ende des sozialen Gefüges? Die unbefriedigende Antwort lautet „es kommt darauf an“. KI ist nicht der einzige Faktor, der das soziale Gefüge beeinflusst, also ist sie nicht wirklich ein „Anfang“. Andere Medien wie das Radio, das Fernsehen und in jüngster Zeit das Internet haben das soziale Gefüge tiefgreifend erschüttert, und die Menschen versuchen immer noch, mit ihren Auswirkungen zurechtzukommen. Aus diesem Grund versuchen einige Schulen zum Beispiel, die Nutzung von Telefonen und sozialen Medien zu verbieten. Wir können jedoch mit diesen Veränderungen umgehen, ebenso wie mit den Veränderungen, die durch die KI entstehen. Dazu müssen wir ethische Fragen wie die Fähigkeit von KI-Systemen, Menschen auf diskriminierende Weise zu behandeln, untersuchen und darauf reagieren. Entscheidend dafür ist, dass wir besser verstehen und erklären können, wie KI funktioniert und wie sie sich auf die Entscheidungsfindung auswirkt, und zwar gemeinsam mit den Bürger*innen und anderen Beteiligten. Dies ist das Ziel des TRR, und in diesem Sinne wächst angesichts der Gefahr hoffentlich auch die rettende Kraft."
- Dr. Wessel Reijers, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, B06
"Die Welt wird auf andere Weise menschlich werden. Der Beitrag des Menschen ist für die KI unverzichtbar, auch wenn unser Kommunikationspartner nicht immer ein Mensch sein wird. Es sind (noch) Menschen, die den Großteil des Materials produzieren, mit dem die Algorithmen trainiert werden, sie regulieren und überprüfen. Die Herausforderung besteht darin, neue Formen der Kontrolle und Beteiligung zu entwickeln."
- Prof. Dr. Elena Esposito, Projektleiterin B01
"Nein. Deshalb brauchen wir raffinierte Erklärungsverfahren, die es uns ermöglichen, KI-Verfahren zu überprüfen, zu bewerten und möglicherweise zu kritisieren. Dies ist die grundlegende Motivation für unser Projekt."
- Prof. Dr. Elena Esposito, Projektleiterin B01
"Sicher, so wie wir, seit wir die Schrift zur Verfügung haben, die Fähigkeit verlernt haben, lange Kompositionen wie epische Poeme auswendig zu lernen. Allerdings haben wir die Fähigkeit, uns zu erinnern, nicht verloren, aber wir setzen sie auf andere Weise um. Dies beruht auf der Verfügbarkeit von Texten und Klassifikationssystemen, die es uns ermöglichen, Inhalte abzurufen - auch ohne sie in unserem Gedächtnis gespeichert zu haben. Digital Natives können viele Aufgaben nicht mehr ausführen, die früher selbstverständlich waren (ein triviales Beispiel: eine Karte benutzen, seit es Google Maps gibt) - aber sie haben die Fähigkeit, das gewünschte Ergebnis zu erzielen, nicht verloren. Die Herausforderung besteht darin, De-Skilling mit Re-Skilling zu kombinieren."
- Prof. Dr. Elena Esposito, Projektleiterin B01
Fragen in Bearbeitung
Im Gaming, besonders in Strategiespielen, sind die NPC Gegner die meiste Zeit komplett unfähig. Auf höheren Schwierigkeitsgraden beginnen diese zu cheaten anstatt besser zu spielen. Ist es denkbar, dass duch die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz in künftigen Games NPC-Gegner eingebaut werden, die auf höheren Schwierigkeitsgraden tatsächlich besser spielen, anstatt einfach nur zu cheaten?