Wie Men­schen Tech­no­lo­gie ge­stal­ten

Wie gestaltet man Künstliche Intelligenz (KI) so, dass sie den Ansprüchen einer demokratischen Gesellschaft gerecht wird? In einem neuen Video widmet sich Techniksoziologe Nils Klowait, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ö-Projekt des SFB/TRR 318, dieser Frage und erklärt das Konzept der Ko-Konstruktion. Dabei verdeutlicht er, dass technologische Systeme nicht nur von Ingenieur*innen oder Wissenschaftler*innen entwickelt werden sollten, sondern im Dialog mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen entstehen müssen. Dieser Ansatz ist von zentraler Bedeutung für den Sonderforschungsbereich TRR 318 „Constructing Explainability“, der sich mit der transparenten und verständlichen Entwicklung von KI befasst.

Künstliche Intelligenz durchdringt zunehmend alle Lebensbereiche, von der Musikempfehlung auf Streaming-Plattformen bis hin zu wichtigen Entscheidungen im Gesundheitswesen und bei der Kreditvergabe. Doch wer gestaltet diese Systeme und welche Interessen beeinflussen ihre Entwicklung? Klowait zeigt auf, dass KI – wie jede Technologie – nicht neutral ist. Sie wird von den Perspektiven, Vorurteilen und Werten derjenigen geprägt, die sie entwerfen. Hier setzt das Konzept der Ko-Konstruktion an: Durch die aktive Einbeziehung vielfältiger Stimmen kann eine gerechtere und inklusivere Technologie entstehen.

Im TRR 318 forschen Wissenschaftler*innen an Wegen, KI-Systeme reaktionsfähiger und verständlicher zu machen. Dies geschieht unter anderem in sogenannten „Co-Construction Workshops“, in denen Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen mit modernen KI-Systemen interagieren und ihre Ideen dazu einbringen, wo, ob und wie diese Systeme eingesetzt werden sollten. Diese Workshops helfen dabei, technologische Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen einer vielfältigen Bevölkerung gerecht werden.

Ein besonders anschauliches Beispiel für den Ansatz der Ko-Konstruktion ist der „Ewige Prototyp“. Ursprünglich als kleiner Roboterkopf für Workshop-Teilnehmer*innen entworfen, entwickelte sich dieses Modell durch das Feedback der Teilnehmer*innen stetig weiter. Wünsche wie „Ich möchte den Roboter an meinen Schlüsselbund hängen“ oder „Er sollte auf einen Bleistift passen“ führten zu immer neuen Versionen des Prototyps. Dieser offene und dynamische Entwicklungsprozess zeigt, wie demokratische Gestaltungsprinzipien zu unerwarteten, aber sinnvollen technologischen Lösungen führen können. Der Roboter ist ein Sinnbild für den kontinuierlichen Aushandlungsprozess, den auch KI-Systeme durchlaufen sollten.

„Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein technisches Werkzeug, sondern ein Spiegelbild der Gesellschaft, die sie formt“, erklärt Klowait. „Wenn wir es ernst meinen mit der Schaffung einer gerechten und demokratischen Gesellschaft, müssen wir sicherstellen, dass KI-Systeme nicht nur für Menschen, sondern mit ihnen entwickelt werden.“ Der „Ewige Prototyp“ verdeutlicht, wie ein solcher Prozess aussehen kann, und dient als Inspiration für die Entwicklung von KI-Systemen, die offen für Veränderungen und Modifikationen sind. Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Ko-Konstruktion von Technologie nicht nur ein idealistischer Ansatz ist, sondern eine praktische Notwendigkeit. Indem sichergestellt wird, dass vielfältige Stimmen in den Entwicklungsprozess einbezogen werden, kann eine Zukunft geschaffen werden, in der KI-Systeme nicht nur effizient, sondern auch gerecht und inklusiv sind.

Das Video gibt es ab jetzt auf dem TRR-YouTube Kanal zu sehen.

Nils Klowait, Doktorand in Teilprojekt Ö.