„Forschung und Management ergänzen sich zwar, aber gehen nicht immer Hand in Hand“

Ronja Hannebohm leitet als Geschäftsführerin den Bereich Management im TRR 318. Wie zentral diese Arbeit für die Forschung im TRR 318 ist, zeigen ihre vielfältigen Aufgaben. Im Interview berichtet sie von ihrem Berufsalltag und was es heißt, einen großen Forschungsverbund zu organisieren.

TRR 318: Das Teilprojekt Z ist das zentrale Verwaltungsprojekt des TRR 318. Hier wird alles hinter der Forschung organisiert. Was genau bedeutet das in der Praxis und für Sie als Geschäftsführerin?

Ronja Hannebohm: Als Geschäftsführerin des TRR 318 kümmere ich mich vor allem um drei Bereiche, die hinter den Kulissen unseres Forschungsverbundes wichtig sind. Das ist erstens die Administration, zu der zum Beispiel Personalverwaltung, Budgetplanung und -controlling gehören. Teilweise geht es hier sehr detailliert zu, wenn etwa die Ausgaben für rund 80 studentische Hilfskräfte projektweise und centgenau im Blick behalten werden müssen. Der zweite Bereich ist die Koordination, womit unter anderem die interne Kommunikation mit TRR-Mitgliedern, mit Personen in den Universitätsverwaltungen und mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie die interne Veranstaltungsplanung für unsere monatlichen Gruppentreffen, die jährliche TRR 318 Konferenz und viele weitere Events gemeint sind. Der dritte Bereich ist das Monitoring: Im zentralen Verwaltungsprojekt wird fortlaufend beobachtet und evaluiert, ob im TRR 318 alles gut läuft, ob die Forschung vorangeht und ob das Management optimiert werden kann. Ein besonders wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Synthese, die aus den einzelnen Forschungsprojekten heraus entstehen soll. Meine Aufgabe besteht hierbei darin, den Prozess der Synthesebildung zu begleiten und perspektivisch auf unsere zweite Förderphase hinzuarbeiten.

Wie schaffen Sie es, die Themen und Aufgaben im TRR 318 zu überblicken?

RH: Ich schaffe es, den Überblick zu behalten, indem ich ganz banal To-Do-Listen zu verschiedenen Aufgabenbereichen habe, ausführliche Projektpläne anlege und strukturierte Notizen führe – ein durchdachtes System ist hierbei eigentlich schon der halbe Erfolg. Viele meiner Strategien begleiten mich schon mehrere Jahre und sind für mich geradezu selbstverständlich geworden. Und ja – es macht mir tatsächlich Spaß, Listen zu führen und Aufgaben abzuhaken! Außerdem hilft es mir, dass ich nicht inhaltlich in die Arbeit des TRR 318 involviert bin und so einen Blick von außen auf den Forschungsverbund richten kann. Aus dieser Perspektive fällt es deutlich leichter, das ‚große Ganze‘ zu überblicken, die verschiedenen Prozesse zu begleiten und wenn nötig daran zu erinnern, wo die gemeinsame Arbeit hinführen sollte.

Eine zentrale Aufgabe vom Teilprojekt Z ist es, im TRR 318 eine ideale Forschungsatmosphäre zu schaffen. Wie sieht das konkret aus?

RH: Ich versuche, den Mitgliedern unseres TRR die Rücken zu stärken bzw. ihnen die Rücken freizuhalten, damit wirklich Zeit und Raum für die Forschung bleibt. Ich habe den Anspruch an mich und meine Arbeit, den Forscher*innen möglichst viel abzunehmen und möglichst transparent mit ihnen zu kommunizieren. Ganz konkret sieht das zum Beispiel so aus, dass ich stets zu Jahresbeginn sogenannte Budget Talks anbiete – kurze Gespräche mit allen Teilprojekten, in denen es um die finanziellen Mittel für das Jahr und um bürokratische Prozesse geht. Nach diesen Gesprächen sind alle verwaltungstechnischen Unsicherheiten aus dem Weg geräumt und der Blick auf die eigentliche Arbeit, nämlich die Forschung, wird frei. Außerdem kümmere ich mich um viele Kleinigkeiten, die aber eine große Wirkung für die Forschungsatmosphäre in unserem TRR haben können. Ich bin zum Beispiel verantwortlich für unsere offenen Arbeitsplätze in der Paderborner Zukunftsmeile 2, an denen unter anderem unsere Hilfskräfte und Gäste arbeiten können. Gut ausgestattete Arbeitsplätze mit aufbereiteten Informationen, einem funktionierenden Ausleihsystem und einer wachsenden Fachbibliothek tragen meiner Ansicht nach mindestens genauso viel zu einer guten Arbeits- und Forschungsatmosphäre bei wie ein gut berechneter Budgetplan.

Im TRR 318 kommen rund 70 Forschende zusammen. Die meisten arbeiten an den Universitäten Bielefeld und Paderborn, teilweise aber auch an der Leibniz Universität Hannover und sogar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wie funktioniert die Organisation eines solchen transregionalen Forschungsverbunds?

RH: An dieser Stelle bin ich tatsächlich sehr dankbar, dass man sich im akademischen Kontext wie in vielen anderen Bereichen an die (Post-Covid-)Digitalisierung mit E-Mails, Messengern und Videokonferenzen gewöhnt hat – denn mit klassischen Geschäftsbriefen würde die Organisation über vier Standorte hinweg sicherlich nicht funktionieren oder zumindest nicht in derselben Geschwindigkeit! Da ich in die Abläufe an den Universitäten in Bielefeld, Hannover und München nicht in gleichem Maß Einsicht nehmen kann wie in die Abläufe in Paderborn, stehe ich in regelmäßigem Austausch mit Personen vor Ort, zum Beispiel mit den Sachbearbeiter*innen der jeweiligen Drittmittelverwaltungen. Und da es meist am besten funktioniert, wenn nicht nur eine Person allein alles im Blick behalten möchte, lade ich die TRR-Mitglieder bei jeder passenden Gelegenheit dazu ein, mit ihren Anliegen auf mich zuzukommen. Mir selbst kann es bei rund 70 Forschenden und über 80 Hilfskräften schnell passieren, dass ich etwas nicht direkt mitbekomme – wenn aber das jeweilige Teilprojekt von sich aus bei mir nachfragt, kann ich sofort reagieren und zum Beispiel Mittel für einen besonderen Forschungszweck einplanen.

Die Forschung des TRR 318 baut auf dem Konzept der „Ko-Konstruktion“ auf, das heißt, Erklärungen werden nicht nur gegeben, sondern in einem gemeinsamen Prozess zwischen Erklärer*in und der Person, der etwas erklärt wird, erarbeitet. Wo finden sich auch im Verwaltungsprojekt Z ko-konstruktive Prozesse?

RH: Ko-konstruktive Prozesse sind immer dort zu finden, wo sich verschiedene Personen über ein Thema oder eine Frage verständigen müssen. Im zentralen Verwaltungsprojekt Z ist das immer dann der Fall, wenn Abläufe an der Schnittstelle zwischen Forschung und Management auszuhandeln sind. Das ist manchmal gar nicht so einfach, denn Forschung und Management ergänzen sich zwar, aber gehen nicht immer Hand in Hand, haben nicht immer dieselben Ziele und sprechen nicht immer dieselbe Sprache. Dann ist es wichtig, so miteinander zu kommunizieren, dass beide Seiten einander verstehen können und ein zufriedenstellendes Ergebnis ko-konstruiert wird.

Vor welcher Herausforderung stehen Sie im Teilprojekt Z aktuell?

RH: Aktuell laufen die Vorbereitungen für unsere erste gemeinsame Klausurtagung auf Hochtouren. Beim TRR 318 Retreat in diesem Jahr werden alle rund 70 Forschenden in Hamm zusammenkommen. Meine Aufgabe ist hierbei nicht nur, die Veranstaltung an sich zu planen – also zum Beispiel Hotelzimmer zu buchen und Reisekosten abzurechnen –, sondern auch die inhaltliche Arbeit zu koordinieren. Es gilt, viele Ideen auszuloten, konkrete Diskussionsfragen zu entwickeln und unterschiedliche Gruppen im Blick zu behalten, damit die Klausurtagung für alle produktiv wird.

Was wünschen Sie sich für den TRR 318?

RH: Ich wünsche mir für den TRR 318 exzellente Forschungsergebnisse und einen erfolgreichen Antrag für die zweite Förderphase. Und ich fände es großartig, wenn sich in diesem Jahr ein kleines Sommerfest für alle Mitarbeiter*innen realisieren ließe.
 

Weitere Informationen

Das Interview ist im Rahmen der neuesten Ausgabe des TRR 318-Newsletters „Erklärungen gemeinsam entwickeln“ erschienen:

Ronja Hannebohm, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt Z